HPLC mit Lichtstreudetektion bei TECHPharm, oder: hat das Arzneibuch immer Recht?

Ein evaporative light-scattering detector (ELSD) geht an einem unserer HPLC-Messplätze in den Routinebetrieb. Ein Routinefall, dachten wir, nachdem wir die design qualification, die installation qualification und die operational qualification erfolgreich abgeschlossen hatten. Dem war aber nicht so. Die Erfahrungen, die wir in der performance qualification gemacht haben, finden sie in der folgenden Aufzeichnung.

Was „kann“ der ELSD? Vorrangig für unsere Investitionsentscheidung war dies die Bestimmung der Triglyceridzusammensetzung von raffiniertem Sesamöl nach Ph. Eur. 07/2007:0433 und der freien Saccharose in Saccharosemonopalmitat und Saccharosestearat nach Ph. Eur. 04/2008:2319 und 04/2008:2318. Aus Kundenanfragen wussten wir um die Aktualität dieser im Arzneibuch vorgegebenen Bestimmungen.

Die performance qualification haben wir als Methodenetablierung Triglyceridzusammensetzung von raffiniertem Sesamöl gleich am Beispiel einer handelsüblichen Chargenprobe, die uns von einem Kunden vertrauensvoll zur Verfügung gestellt wurde, entsprechend den im Ph. Eur. genannten Vorgaben begonnen. Das erhaltene Chromatogramm entsprach dem im Ph. Eur. abgebildeten, die erhaltenen Peaks konnten den einzelnen Triglyceriden eindeutig zugeordnet werden. Die nach Ph. Eur. geforderte Auflösung von mindestens 1,5 zwischen OOO (Triolein) und SOL haben wir mit 2,1 erreicht, der Regressionskoeffizient der Kalibriergerade nach linearer Regression bei doppelt logarithmischer Darstellung betrug 0,9995. Die untersuchte Chargenprobe erfüllte erwartungsgemäß die Spezifikation.

Sesamoel

Chromatogramm der Probe Sesamöl, raffiniert

 

 

Die Methodenetablierung freie Saccharose haben wir dann am Beispiel von Saccharosemonopalmitat, ebenfalls einer authentischen Chargenprobe, durchgeführt. Die nach Ph. Eur. vorgesehene Kalibriergerade nach linearer Regression, wiederum bei doppelt logarithmischer Darstellung, wies einen Regressionskoeffizienten von 0,9997 auf, auch dieses Probenchromatogramm war plausibel.

Chromatogramm der Probe Saccharosemonopalmitat:

Bei der Durchführung des System Suitability Tests haben wir dann jedoch feststellen müssen, dass wir mit der reference solution (a) das geforderte Signal-/Rauschverhältnis von „mindestens 10“ nicht erreicht hatten, wir hatten im Gegenteil gar keinen Peak detektiert. Störungen im System konnten wir nicht feststellen. Wir haben daraufhin in der PHARMEUROPA Vol. 18, No. 3, July 2006 recherchiert, dort wurde die Methode vor Aufnahme ins Ph. Eur. beschrieben. Damals wurde der Systemeignungstest mit der Referenzlösung, die Saccharose in einer Konzentration von 0,5 mg/ml enthielt, durchgeführt, das Akzeptanzkriterium war ebenfalls ein minimales Signal-/Rauschverhältnis von 10. Das Signal-/Rauschverhältnis einer solchen Lösung, die der niedrigst konzentrierten Kalibrierlösung nach Ph. Eur. entspricht, betrug bei uns 22. Die neuerdings für den Systemeignungstest vorgegebene reference solution (a) besitzt eine Konzentration von 0,01 mg/ml und liegt damit um den Faktor 50 niedriger als die zuvor beschriebene. Insofern konnten wir uns jetzt erklären, dass wir ausgehend von dieser Lösung keinen Peak mehr detektieren konnten.

Wir haben darauf hin eine Anfrage beim European Directorate for the Quality of Medicines & HealthCare (edqm) gestellt, und von dort die Antwort erhalten, dass die Konzentration der reference solution (a) vermutlich unkorrekt ist. Die Bestimmungsgrenze mit einem Signal-/Rauschverhältnis von 10 lag bei deren vorausgegangenen Versuchen bei 0,15 mg/ml, dies deckt sich mit unseren Erfahrungen. Wir gehen davon aus, dass dieses erratum in üblicher Weise korrigiert wird.

Unser Detektor arbeitete und arbeitet somit erwartungsgemäß entsprechend dem Stand von Wissenschaft und Technik, die performance qualification wurde am 12.10.2007 abgeschlossen, unser ELSD wird seitdem im Routinebetrieb eingesetzt.

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