Weiche Ziele … weiche Ziele … , der Begriff tauchte neuerdings häufiger auf. Nach einem erholsamen Aufenthalt in Schönerzappen suchte ich eine neue Herausforderung. Weiche Ziele: Ich erinnerte mich an einen Museumsbesuch in Koblenz, Bundeswehrmachtsmöglich, in dem die Wirkung von Geschossen auf harte und weiche Ziele behandelt wurde. So konnte man, je nach Nationalität der Besucher, Exponate bestaunen, die wolframdurchschossenen Frontpanzer von Tiger, M 48 und T 54. Und direkt daneben einen Seifenklotz, ein weiches Ziel, mit einem feinen Einschuss auf der Vorderseite, und einem riesigen, klaffenden Trichter auf der Rückseite. Und der Führer beschrieb, dass dies bei anderen weichen Zielen … äh … Infanteristen … , die gleiche Wirkung gezeitigt hätte. Jetzt, auf dem Parkplatz des Supermarkts zu Fuß unterwegs, wurde mir schlagartig klar, dass ich hier selbst – ein weiches Ziel darstellte. Autos von links, rechts, vorne, hinten. Immer wieder lief ich um mein Leben, da Autofahrer alles ignorieren, was sich in der nächsten Waschstraße beiläufig entfernen lässt. Hier half mir meine Entdeckung: wenn ich zuerst meinen Einkaufswagen in die Fahrlinie, den Kollisionskurs schob, streckte sich der Fuß der Autofahrer auf der Bremse, nach mehr als 100 Jahren Automobilgeschichte zweifelsfrei genetisch-reflektorisch fixiert, zur Vollbremsung – und ich konnte überqueren. Der Zusammenprall mit dem harten Ziel, dem Einkaufswagen, wurde schon allein deshalb vermieden, weil das Geräusch “ Drahtgeflecht schrammt Kotflügel“ etwa die Frequenz hat, mit der Primaten im Maul des Königstigers als letzten Dienst ihre Artgenossen warnen. Mein Leben wurde einfacher, auf Straßen und Plätzen, mit dem persönlichen Einkaufswagen, dem PEW. Ich erinnere mich, dass mein Großvater von einem POW erzählte, der ihm 1942 bei der Kartoffelernte geholfen hatte. Ich habe das nie wirklich verstanden, vielleicht hatte ich ihm einfach nicht richtig zugehört. Jetzt aber hatte ich meinen eigenen PEW, der mir über Straßen und Parkplätze half.  Mein Verhältnis zum Markt, das .. äh .. erläutere ich ein anderes Mal, immerhin ja machte ich Reklame für die Kette. Meine Erkenntnisse teilte ich einigen mir näher bekannten jungen Müttern mit. Diese setzten ihre Babys, selbstredend weiche Ziele, fortan in ihre PEWs – und konnten sich gegenüber Autos derart gehärtet ähnlich frei bewegen wie ich. Einen schönen Achtungserfolg erzielte Ludmilla Z. aus B., die mit ihren 3 Monate alten Zwillingen im PEW auf dem Weg zum Baggersee die A5 im Baustellenbereich bei Weingarten überquerte, ohne ein einziges mal anzuecken! Überhaupt wurde Karlsruhe zum Zentrum der Bewegung. Der Straßenbahnen wegen konnte man früher die Kaiserstraße nicht überqueren, hatten doch die Stadtväter die Untertunnelung glatt vergessen. Jetzt gab es schon einen Gebrauchtmarkt für PEWs. Höchstpreise wurden für Exemplare mit gelben Farbspuren gezahlt, mit Signalfarbe praktisch, hatten doch einige Straßenbahnführer ihren Bremsweg unterschätzt. Überhaupt zog die Wirtschaft bereits an: der sprunghaft gestiegene Bedarf an PEWs kam der Stahlindustrie und dem Maschinenbau mitten in der Wirtschaftskrise unmittelbar zu Gute. Ich arbeitete weiter: Der Gensprung vom Kraftfahrzeugführer zum Straßenbahnführer war zwar schon bewiesen. Als letztes Glied dieser Kette brachte ich im Bereich des Bruchsaler Hauptbahnhofs 1 Rangierlokomotive und 2 Nahverkehrszüge zum Stehen. Jetzt fehlten nur noch: Luftfahrzeugführer! Am Frankfurter Flughafen tat ich mich in der Halle zunächst noch schwer, forderten doch Amerikaner, Japaner, Briten und auch Deutsche mit schwer beladenen Trolleys Vorfahrt ein. Mit Geschick und gelegentlichem Schlenzen kam ich bis aufs Vorfeld. Hier fuhr ein Follow-me-car ein lustiges Ausweichmanöver, ohne umzukippen! 2 Cityjets knickten förmlich ein, den Zusammenstoß mit dem Drahtgeflecht, meinem PEW, vermeidend. Ich lächelte grimmig: Vielleicht flog  Jupp Beckermann, mit dem ich noch eine Rechnung offen hatte, mit der Öffentlichen zu Angela nach Berlin, weil er unter dem Druck der Medien den Firmenjet stehen lassen musste, und eben jetzt war ihm sein Champagnerglas umgefallen: Kungolf Künkelklamm, der Robin Hood vom Rhein-Main! Ich hetzte weiter, galt es doch, auch hier den finalen Beweis zu führen. Und schon näherte sich über den Abrollweg Charley, um mir später hier auf Bravo frontal zu begegnen, wahrhaft königlich, erhaben, der Jumbo Jet der Air India! Ich trat ihm, den PEW leicht schlenzend, entgegen,  jetzt, jetzt musste er bremsen … Halt! … Stop! …. Verdammt, hatte ich etwa den toten Winkel aus dem Cockpit unterschä ….. Hilff  …. Pffffff ….. thhhhhhhh

1) Anmerkung für Heribert R. in S., Wolfgang Sch. in B und für den Verfassungsschutz: der Autor ist nicht vorbestraft, gehört keiner kriminellen Vereinigung an, und hat bisher regelmäßig Mehrwertsteuer, Lohnsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Mineralölsteuer und Alkoholsteuer bezahlt (Tabaksteuer entfällt, da Nichtraucher).

2) Anmerkung für sonstige Googlesuchende: Dies ist die Humorseite der TECHPharm GmbH. Sie finden hier weder verschlüsselte Botschaften, noch Anleitungen für Bastelarbeiten.

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