Wir stehen im Handy-Zeitalter, im Händozän. Die Gelegenheit, ein Interview mit der bekannten Medizinerin, Medien- und Kommunikationsforscherin Dr. Trudi Varell zum Thema Handy-Usus und Handy-Abusus zu führen, ließen wir uns nicht entgehen. Sie kennen Frau Dr. Trudi Varell, kurz: Dr. TV, vielleicht noch von der Totalen Medienkonformität und Geniales. Selbstredend stellten wir als Moderator für dieses Gespräch unseren kompetentesten, fähigsten und besten Mann (BM) ab. Hier der volle Wortlaut des Interviews:

BM: Dr. TV, herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft, uns neuere Forschungsergebnisse zur Handynutzung aus kultureller, soziologischer und medizinischer Sicht zu vermitteln. Aufmerksam verfolgt haben wir Ihre Vortragsreihe …

Dr. TV: … Der Mensch prägt jetzt das Händozän …

…ist der Titel nicht etwas zu salopp?

Nun, mancher Mags Frisch, hahaha, und wir wollen doch breite Schichten erreichen. Aber ganz im Ernst: homo faber, pardon, homo sapiens sapiens hat es nie leicht gehabt: Säbelzahntiger, Meteoriteneinschläge, Vulkanismus, Überschwemmungen! homo sapiens haendaeonis,  so die wissenschaftliche Bezeichnung für Handynutzer, lebt jetzt erstmals in einem selbstbestimmten Zeitalter und gestaltet aktiv Umwelt und Entwicklungen. Nachdem Sie selbst mit HandyScanMaster die technische Seite dieser Entwicklung ausgeleuchtet haben, fokussieren wir jetzt auf die Evolution des Menschen.

Das klingt noch unbestimmt. Könnten Sie das bitte präzisieren, zunächst aus soziologischer Sicht?

Nun, sehen Sie die Entwicklung in Nordafrika. Einer telefoniert: Heute ist Demonstration, und alle gehen hin. Die Folgen: Epochal! Dabei arbeiten Angela und Wolfgang verzweifelt an Strategien, den anstehenden Marsch auf Berlin noch zu verhindern …

Ein weiteres Beispiel?

Aufgabe war es zunächst einmal, Revier- und Schwarmverhalten der Beteiligten aufzuklären. Elefantenbullen, Orang-Utans und Warzenschweine mussten zur Anbringung der Sender erst betäubt werden, ein lebensgefährliches Unterfangen. homo haendaeonis geht in den Laden, kauft ein Handy, loggt sich unbetäubt und freiwillig ein, und ist fortan transparent für Apple™, Google™ und den Verfassungsschutz, empfänglich für Gleichtaktung, wie wir sie von Lasern und Lemmingen kennen.

Und die Folgen?

Überwiegend positiv: Die Bewegungslenkung im Straßenverkehr, wie auch hin zu Bierfesten, Geburtstagsfesten, Discos und Markengeschäften kennen Sie bestimmt schon. Wir arbeiten jetzt an länder- und kontinentübergreifenden Prozessen: Wenn mit dem Versiegen des Golfstroms Europa durch Dürre und Hunger unbewohnbar wird, könnten wir z.B. eine Bewegung hin-nach-Japan auslösen, die das heutige raus-aus-Japan mindestens stoppt, gar umkehrt.

Sehr einleuchtend. Könnten Sie bitte kurz auf soziale und kulturelle Aspekte eingehen?

Generell ist die Vereinsamung rückläufig, man hat jetzt schon in verlassenen Eremitagen Handys gefunden. Junge Frauen reklamieren mit neuem Selbstbewusstsein: „Mein Handy gehört mir“. Früher bedurfte es dazu noch eines entschiedenen „Mein Bauch gehört mir“. Konflikte um Telefonzeiten etwa in Familien gibt es nicht mehr.

Weitere Vorteile?

Nun, Sie müssen Ihre Korrespondenz nicht mehr archivieren, das machen jetzt Apple und der Verfassungsschutz für Sie. Daten der letzten Affäre bleiben so für die Nachwelt erhalten …

… Ähmm …

… was gerade bei Politikern präzisere Würdigungen post mortem erlaubt …

… lassen Sie uns jetzt bitte zu den medizinischen Aspekten wechseln …

… Vorteile auch hier: Die motorischen Fertigkeiten werden gestärkt, SMSse werden während der Autofahrt getippt, motorisch sozusagen, hahaha. In Deutschland sieht man neuerdings lachende Autofahrer, was sonst nur auf eine Überdosis Botox hätte zurückgeführt werden können. Man sollte übrigens die Fahrer in der handy-aura grundsätzlich nicht durch Radarblitze und Martinshörner stören …

Und die zwischenmenschlichen Beziehungen?

Rund 60 % aller Handykontakte haben direkt oder indirekt sexuellen Hintergrund, Ehepaare hier einmal ausdrücklich eingeschlossen, bei einigen Politikern, Wirtschaftsbossen und Moderatoren eher 95 %. Insgesamt wird der Genmix dank Durchdringung besser verglichen mit einem Dorf, oder einem Kral mit deren spezifischen, oft eindeutigen Ruf-, Wink- und Rauchzeichen. Das ist unschätzbar für die Erhaltung der menschlichen  Art, auch wenn die positiven Folgen erst in etwa 10 – 50 Generationen komplett gewürdigt werden können.

Gibt es aus medizinischer Sicht auch Nachteile?

Leider ja. Die Kinder im Mutterleib winkeln genetisch bedingt zunehmend den rechten Arm in Richtung Ohr. Erfahrene Hebammen empfehlen für die Geburt mit Passage des pelvis als Abhilfe die Möbius-Schraube vorlinks-vorwärts. Kindertagesstätten fürchten zunächst Nissen und Läuse, wenn die Hände der Kleinen reflektorisch in Richtung Ohr gehen. Wir empfehlen hier frühzeitige Handy-Abgabe an schwerstabhängige Kleinstkinder, auch zur Förderung der Sprachentwicklung und Erhaltung des Ohrs.

Gut, das sind pränatale und postnatale Phänomene. Gibt es aber auch andere Krankheitsbilder, die breite Bevölkerungsschichten betreffen?

An erster Stelle möchte ich hier den Handy-Buckel erwähnen: Der wird z.B. bei erfolgreichen Managern durch ständiges Ablesen der kleinen Bildschirme ausgelöst: Xetra-Aktienkurse, Fußballtabellen, Sex-Annoncen. Was zunächst mit einer Verspannung der Nackenmuskulatur beginnt, kann später auch vom Maßanzug nicht mehr kaschiert werden …

Echt bedrohlich. Gibt es Abhilfe?

Dr. TV: Ja! Nach unseren Erkenntnissen Bier in Maßen, möglichst 1-L-Krügen, so wie in Bayern zum Frühstück üblich. Das Anheben stärkt die Armmuskulatur, das Leertrinken entspannt Nacken und Rücken, der Bierbauch mit nachhaltiger Veränderung der Schwerpunktlage und der diesbezügliche Ausgleich bewirken aufrechtere Imponierhaltung gegenüber Untergebenen und Frauen.

BM (aufrecht): Frau Dr. TV, ein herzliches Dankeschön und Kompliment zugleich: Sie haben diese anspruchsvolle Thematik kompakt, schlüssig und mit Humor dargestellt. Dabei sehen Sie auch noch unglaublich gut aus, sind charmant und apart. Kann ich bitte Ihre Handynummer haben?

Anmerkungen der Redaktion:

1. Die Handynummer drucken wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes hier nicht ab.

2. Weitergehende Fragen zur Evolution, hier: Säbelzahntiger, behandeln wir unter Lesermeinungen.

 

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