Locker austrainiert und gut gelaunt war ich auf dem Vereinsgelände unterwegs. Hatte ich doch erst kürzlich die obligatorische sportärztliche Wiederholungsuntersuchung absolviert. Nichts Auffälliges, nun gut, das Audiogramm, die Delle bei den Hochtönen. Ist doch aber mittlerweile auch ein Merkmal der heutigen Discogeneration, und man muss ja nicht alles verstehen, was Frauen sagen. Er würde sich, sagte Dr. Sirius, nur noch dann bei mir melden, wenn es Anmerkungen zur Laboruntersuchung gibt. Genau hier, Motorenlärm links, Motorenlärm rechts, ein Anruf über das Mobiltelefon. Ich meldete mich, nicht mit „Hi“, „Hallo“, „Ja?“, „Eyhh“, oder „Pronto!“, sondern mit meinem Namen. Eine Frauenstimme, Sie ahnen es schon, kaum verständlich:

„… Praxis Dr. ….., so, wir haben alle Werte zusammen, …..  kann ich jetzt mit Ihnen darüber sprechen?“.

Ich beeilte mich

„Ja, wenn es nicht zu lange dauert“

zu sagen und suchte eine ruhigere Stelle. Nachfolgend gebe ich den Monolog wieder. Meine im Gespräch mit Frauen üblicherweise völlig überflüssigen, und hier unausgesprochenen Anmerkungen führe ich einfach kursiv an:

„Hämoglobin liegt über dem Durchschnitt, wohl das Ergebnis eines leichten Ausdauertrainings …“

Nun gut, eigentlich hätte ich hier mehr erwartet.

„Die Blutfettwerte sind etwas erhöht, sind aber durchaus noch alterstypisch.

Sollte ich vielleicht noch weniger Fleisch essen?

„Die Leberwerte sind insgesamt unauffällig ….“

Okay, das mit dem Bier hält sich dann offensichtlich noch in Grenzen.

„Die Nierenwerte sind eher über dem Durchschnitt, ich würde sie aber altersbezogen noch als akzeptabel bezeichnen …..“

Sollte ich vielleicht doch etwas mehr Bier trinken?

„Sorgen machen uns nur die Eosinophilen. Wir tippen hier auf einen entzündlichen Prozess, oder, noch wahrscheinlicher, Wurmbefall. Wann wurde die letzte Wurmkur gemacht?“

Jetzt stutzte ich. Hatte ich doch seit erster frühkindlicher Wahrnehmung noch nie eine Wurmkur machen müssen. Daher wagte ich, wie aufgefordert, einen ersten Beitrag zum Gelingen des Monologs: „Rufen Sie von der Praxis Dr. Sirius an?“.

„Nein. Vom Labor Dr. Nies. Es geht um Ihren Hund. Der wurde uns letzte Woche vorgestellt, und wir bekamen 2 Telefonnummern für die Besprechung der Ergebnisse …..“

Hier endete das Telefonat, freundlich, wie ich jetzt immer noch meine. Sehr nachdenklich ging ich weiter, äußerst bemüht, auf dem feuchten Rasen keinen Wurm zu zertreten.

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