Wie war das früher? Besuche beim Zahnarzt waren häufig unangenehm, dito beim Urologen, aber am Schlimmsten: Das Beratungsgespräch bei der Bank! Beim Zahnarzt kann man Hemd und Hose anlassen, beim Urologen das Hemd, aber bei der Bank: “Ihr Alter, Familienstand, Einkommen, Beruf, Arbeitgeber, Einkommen, Zahnstatus, EKG, sexuelle Vorlieben, Grundbesitz, Vermögenswerte, Verpflichtungen“ und so weiter. Alles angeblich erforderlich, um Kunde zu werden, um an EUR 100,00, 1.000,00, oder mehr zu kommen, zu anständigen Konditionen, versteht sich, für die Bank.

Seit der Lehmannkrise ist das alles anders. Die Bank hat uns Privatleute als Kunden entdeckt, lästig zwar immer noch, neuerdings aber unabdingbar, sogar für die ganz Großen. Wir sind nun, legal wie wir meinen, an eine CD der Mitschnitte von Beratungsgesprächen gekommen. Eins davon halten wir für so bemerkenswert, dass wir es mit Ihnen teilen. Der Kunde ist Dagobert Druck, hier „DD“ genannt, sein Bankberater ist Alfons Armammon-Minuskel, hier „AA-„ genannt:

AA-: Was kann ich für Sie tun?

DD: Ihre Bank wurde mir von einflussreichen Persönlichkeiten meines Kleingartenvereins empfohlen. Ich möchte eine Anlage tätigen, meine gesamten Ersparnisse seit der Lehmannkrise 2008, wir sprechen von 390 Euro …..

AA-: Ihr Alter, Familienstand, Einkommen, Beruf, Arbeitgeber, Einkommen,….

DD: Augenblick, hier stelle ich die Fragen. Wie kam es bei Ihrem letzten rating zu der Abstufung auf erbärmliche AAA-?

AA-: Ähhh, wir gerieten in den Sog eines Geschäftspartners, dabei handelt es sich um eine namhafte Deutsche Bank. Aber ich kann Ihnen unsere letzte Bilanz vorlegen …

DD: Die Bilanz ist wie das Feigenblatt einer griechischen Skulptur, man sieht viel, aber nicht das Wesentliche. Ich benötige Aussagen Ihres Wirtschaftsprüfers, 2011 …

AA-: Das sind 53 Ordner!

DD:  159, um genau zu sein, denn natürlich muss ich die letzten 3 Jahre einsehen. Die wollen Sie mir bitte per Kurier zu Ihren Lasten heute Nachmittag 16:00 zustellen. Gibt es seitdem neuere Risiken?

AA-: Ähhh, Sie wissen ja, die Dürre in den USA, wir hatten mit Mais und Soja spekuliert, im schlimmsten Fall droht uns demnächst eine Abstufung auf AAB.

DD: Na, fast schon ein k.o.-Kriterium, versuchen wir es trotzdem mal. Ihre Empfehlung für mein Geld?

AA-: Das klassische Sparbuch, angelegt auf 5 Jahre, 0 Prozent Zinsen, und Sie können danach ohne Abstriche über den vollen Betrag verfügen, wir tragen alle Risiken.

DD: Vergessen wir das gleich, Sie sind nicht der Bund und ich bin kein griechischer Reeder. Mit längerer Laufzeit und mehr Rendite?

AA-: Ein Bausparvertrag! Wenn Sie alle 4 Jahre 390 Euro einzahlen, die wir mit 1,25 % verzinsen,  haben Sie nach 80 Jahren ……

DD: … Ach, doch nicht ganz so lang, etwas kürzer.

AA-: Dann empfehlen wir einen japanischen Immobilienfond. Bei 30 Jahren Halbwertzeit von Cäsium 137 erwarten wir dramatische Gewinne …..

DD: …. die beim nächsten Tsunami gleich wieder weg sind. Nein danke.

AA-: Dann vielleicht Aktien? Wir empfehlen Ihnen Deutsche Bank, und über einen Schweinezyklus von 4 – 8 Jahren werden Sie ….

DD: Jetzt reicht´s! Ist Ihnen nicht bekannt, dass Deutsche Bank und z.B. das Drägerwerk im Lehmannjahr 2008 um und unter 30 Euro je Aktie lagen? Die Deutsche Bank ist jetzt, vor der nächsten Krise, bereits wieder dort, das Drägerwerk aber bei 70 Euro? Wer ist Ihr Vorgesetzter?

AA-: Frau Dr. math., Dr. oec. publ., Dr. h.c., Dr. h.c. Magerot Zinser ……

DD: Noch letzte Vorschläge?

AA-: Etwas Spekulatives?  Wir hätten da eine Beteiligung an einer amerikanischen Sägewerkskette und erwarten jede Menge Totholz ……

DD: Das können Sie gleich knicken! Eine Jahrhundertflut im Mississippi-Delta, der Wald erholt sich, und meine Ersparnisse sind weg!

AA-: Dann vielleicht Gold? Für 390 EUR bekommen Sie knapp 9 Gramm, eine Menge, die Sie bequem unter dem Salzstreuer in der Küche aufbewahren können, so sparen Sie Tresorkosten. Und Gold wird seinen Wert immer halten, solange es Menschen gibt.

DD: Sie haben mich falsch verstanden, es geht mir nicht um den Erhalt der Menschheit, sondern um angemessenen Zuwachs. Ich denke, mein Eindruck von Ihnen und Ihrem Institut ….

AA-: Ich hätte da noch einen allerletzten Vorschlag von Frau Dr. Zinser für Sie als Premiumkunden: Giroinvers!

DD:  Giroinvers?

AA-: Sie legen Ihr Geld bei uns an, können täglich darüber verfügen, dabei natürlich auch beliebig überziehen. Wir zahlen Ihnen 13,5 % Habenzinsen, und Sie uns 0,15 % Überziehzinsen.

DD: Na, darüber könnte ich ja mal nachdenken. Nur, wie machen Sie das? Muss ich nicht befürchten, dass Ihr Institut dann unter der Zinslast meiner Anlage zusammenbricht, und bestimmt knüpfen Sie das an Erwartungen?

AA-: Nun, wir haben da eine Anlageform unter Einbeziehung nur weniger Drittländer, die der USADA, pardon, der BAFIN noch nicht bekannt ist, und die wir in Ihrem Fall unter eigenem Namen für Sie tätigen. Wir erwarten lediglich, dass Sie uns in Ihrem Kleingartenverein wohlwollend erwähnen. Wann kann ich mit Ihrer Anlage von 390 Euro rechnen?

DD: Wieso 390 Euro? 910 Euro! Mit diesem Beratungsgespräch habe ich Ihr Institut zukunftsfest gemacht und erwarte als Honorar ein Drittel von EUR 390 in bar ohne Quittung, bei Standard & Poor´s hätten Sie mindestens das Tausendfache gezahlt. Gleichlautende Anfragen habe ich übrigens bei 3 weiteren Instituten gestellt. Aber nur Einer von Ihnen kann das Geschäft machen, Har-Har-Bar-Ha-Ha …..

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